Über Bilder von Bücherstapel

Vor Jahren kam mir ein Gedanke, der mich seither nicht mehr losgelassen hat: Ich stelle mir einen Musiker vor, der die Straße entlangspaziert und aus einem vorbeifahrenden Auto zum ersten Mal in seinem Leben in der Öffentlichkeit ein Lied von sich hört. Ich bin mir sicher, dieser Augenblick wird ihn nicht mehr verlassen.

Für den Autor ist die Szene vielleicht vergleichbar, wenn sein Gegenüber in der U-Bahn in dem eigenen Buch liest; der Maler steht unerkannt neben einem Betrachter seiner Bilder, usw. Es geht aber eigentlich nicht um die Art der Kunst oder wie der Mensch seine Kreativität ausdrückt, es geht um die Zufälligkeit der Situation, der ihr innewohnenden Anonymität und der Bestätigung, dass man gehört, gesehen oder gelesen wird. Es geht um die Überraschung, die erst die tiefe Befriedigung möglich macht.

Nicht ganz so, aber ähnlich ist es, wenn man seine Bücher im Regal eines Buchhändlers sieht. Deshalb freue ich mich auch immer über die Zusendung von Fotos, die eines in einem Laden oder einer Auslage zeigen. Vielleicht nimmt das auch einmal ab, aber das obige finde ich besonders klasse. Befinde ich mich doch in bester Gesellschaft: der Steirer Thomas Glavinic zu meiner Linken, der Oberösterreicher Robert Seethaler zur Rechten. Die Stapel gleich hoch — mir wird schwindlig.

Insofern kann ich nicht anders und muss einfach immer wieder solche Bilder posten. Ich hoffe, es wird mir verziehen. Ich hoffe, ich bekomme noch mehr!

PS: Die Aufnahme stammt aus der Thalia-Filiale im SEP (Salzkammergut Einkaufspark). Danke nach Gmunden!

PPS: Vor wenigen Wochen habe ich Seethalers „Trafikanten“ auf Empfehlung eines Freundes gelesen und war sehr angetan von der Sprache, der Geschichte, der überaus gelungenen Wandlung des Romans — und natürlich: der Beschreibung Nußdorfs, des Attersees und Wiens. Orte, die sich in meiner Erinnerung festgesetzt haben (auch wenn sich beim Lesen zwischen die Bilder des Attersees immer wieder jene des geliebten Traunsees mogelten).

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