Meine Leidenschaft bezüglich Fernsehen hält sich in bescheidenden Grenzen. Regelmäßig Tatort (samt Hashtag), manchmal Stermann und Grissemann. Und natürlich mit den Kindern mal einen Film oder eine Show. Aus meiner Sicht hätte der alte Röhrenfernseher noch einige Zeit seinen Zweck erfüllt, aber den Kindern war der peinlich geworden. Egal – ich will ja auf etwas Anderes hinaus, das nur indirekt mit dem Gerät an sich zusammenhängt: auf Fernsehwerbung.
Da ich wenig glotze und meist nur verpöntes öffentlich-rechtliches Fernsehen, stört mich Werbung nicht besonders. Wir gehen uns ja weitgehend aus dem Weg. Aber eine besondere Werbung scheint dazu produziert worden zu sein, mich auf die Palme zu bringen. Und dieser Spot hält sich gefühlt seit ewigen Zeiten. Manchmal vermute ich das Ding aus 2014 wird nur noch aus Boshaftigkeit für mich gesendet — oder noch verwunschener: nur ich empfange diesen Spot noch! Boah!
Es geht um ein Werbefilmchen der Firma Verivox unter der Reihe „Von den Reichen sparen lernen!“. Protagonisten (Die Reichen) sind ein nicht näher zu nennendes Ehepaar, das zu beschreiben zu klischeehaft wäre. Jeder, der den Spot kennt, weiß Bescheid. (Dieses Luxuspärchen wird auch von einem Qualitäts-Privat-Sender gehätschelt, aber mir ist meine Zeit zu Schade nach der Sendung zu googeln.)
Jedenfalls sitzen die beiden am Pool und schwärmen darüber, wie toll sie mit dem neuen Energiespartarif besagter Firma sparen. Auch wenn es mir egal ist, es sei ihnen gegönnt. Ich weiß ja, wie Werbung funktionieren soll. Vielleicht gehöre ich sogar der Zielgruppe an, aber das Ziel wird auch schon ohne das Ende gründlich verfehlt. Dann aber die letzten Sekunden, in denen vom Herrn der Schöpfung proklamiert wird:
Je mehr Energie wir verbrauchen, umso mehr sparen wir!
Und mit einem Fingerschnippen springen die Strahler hinter den beiden an, wie meine Synapsen. Ich gebe zu, ich bin an der Stelle etwas empfindlich: Sparen durch gesteigerten Konsum ist für mich bereits an sich komplett unsinnig. Aber selten wird durch Werbung so augenfällig, dass diese Haltung auch zu Kosten jenseits monetärer Belange führt. Alle reden von Energie sparen, kaufen entsprechende Lampen (wenn auch teilweise unter Protest aufgrund der Bevormundung durch Verbote) und tauschen Elektrogeräte aus, weil diese energiesparender sind. Auf der anderen Seite suggeriert der Werbespot wie super das Verbraten von Energie sei und man dadurch auch noch Geld sparen könnte. „Da kannste sischer sein!“ — Mir wird schlecht.
Werbung dient dem Zweck, unsere Lust auf Konsum zu befeuern. Die entsprechenden Seiteneffekte werden dabei selten offenkundig. Die Frage nach der „Nachhaltigkeit“ riecht immer noch nach – Naserümpfen! – „Öko“. Auch wenn es ausreichend Initiativen und Informationen gibt, wie wir Konsumenten von der Industrie beeinflusst werden. Andererseits sind die Möglichkeiten, wie wir Einfluss auf die Industrien ausüben könn(t)en, ähnlich vielfältig. Der Film „The True Cost“ ist ein Beispiel, das aufzeigt, wie die Textilindustrie Mensch und Umwelt belastet. Generell wird nach dem Motto „Hauptsache billig!“ munter gekauft und werden Ressourcen leidenschaftlich verprasst. Die Welt wird zum Dumpingpreis verschleudert! Und wir schlagen zu. „Geiz ist geil!“
Ist es nicht an der Zeit endlich umzudenken?
Und wenn wir von Initiativen reden: Da gibt es auch noch die „Earth Hour“, bei der auf der ganzen Welt für eine Stunde das Licht ausgeschaltet werden soll. In diesem Jahr war dieser Tag am Samstag vor einer Woche. Das Motto: „The Future Starts Today“. Vielleicht hat jemand von euch mitgemacht. Man mag Aktionen wie diese belächeln, aber die symbolische Kraft unseren Kindern gegenüber sollte man vielleicht nicht unterschätzen. Und um die geht es.
Ach ja, und noch eine Google-Perle zum Schluss: Wenn ich die Suchmaschine bei mir mit „für eine Stunde das Licht ausschalten“ füttere, dann ist der erste Treffer – na? – richtig! – „Verivox“ – Themen – Earth Hour!
Hallo Oliver,
Danke für deinen Artikel. Vielleicht hast du noch Lust diesen Link aufzunehmen bzgl. des Themas: Woher bekomme ich ethnisch korrekte Klamotten in der Metropolregion
http://www.fairlangen.org/einkaufen/kleidung/
LG Andi