„Frei Bordsteinkante“ – Das Resümee

Erlangen am 7. Oktober. Mit dem Rad in die Stadt. Viel los, an dem Tag. Ist es mehr als gewöhnlich? Die Tasche ist schwer. Ich habe zu viel eingepackt, sicher ist es zu viel. Ein paar Stunden davor noch ein paar letzte Absprachen mit dem Organisationsteam von „Frei Bordsteinkante“, und jetzt, guter Dinge, auf dem Weg zum ersten Auftritt. Durch das Gewusel der Glockenstraße, ich sollte absteigen, sonst falle ich noch um und das gäbe einen Wirbel.

Da treffe ich Elke mit ihrer Schwester, die in meine Richtung unterwegs sind und mir freudig erzählen, dass sie zu meiner Lesung kommen wollen. Spätestens ab dem Zeitpunkt ist meine Stimmung in einem gleichmäßigen Fluss und ich weiß, es wird ein guter Tag. Keine Ahnung warum, aber es ist mir völlig egal, wie viele Leute ins Quartiersbüro kommen, ob jemand mit mir am Theaterinnenhof steht oder ob wir im Lamm unter uns bleiben. Ich freue mich einfach auf die Auftritte, bei all ihrer Unterschiedlichkeit mit äqualer Zuneigung, und diese zufriedene Freude sollte mich den ganzen restlichen Tag nicht mehr verlassen.

Ich freue mich über den Chor, der gegenüber des Quartierbüros Passanten unterhält, genauso wie über das kurze Gespräch mit den Künstlern von Our Heritage, die nach mir dran sind und noch die Technik für ihren Film einrichten.

Im Publikum dann unter anderem alte Freunde, Caroline und Jochen, die ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen habe, und die im Programm meinen Namen gelesen hatten. Es kommen noch ein paar Freunde, ein Arbeitskollege, aber den Rest des Publikums kenne ich nicht, und freue mich über den vollen Raum. Dann habe ich richtig viel Spaß, die halbe Stunde mit meinen Geschichten zu füllen. Fast zu schnell verfliegt mir die Zeit, noch der Hinweis auf die beiden anderen Lesungen, die noch kommen werden, ein Hörbuch verschenkt und dann Gespräche mit den Besuchern.

Knapp zwei Stunden später auf dem Innenhof des Theaters. Nikola richtet gerade die Technik für mich ein. Da ich nicht viel brauche, geht das schnell. Kaum Leute, aber als ich eine Stunde vorher an dem Platz gewesen war, lag dieser noch in vollkommener Einsamkeit. Mit Laufpublikum ist hier nicht zu rechnen. Caroline und Jochen tauchen wieder auf, das freut mich. Wir plaudern und übersehen etwas die Zeit und die Tatsache, dass doch noch mehr Leute gekommen sind. Also geht es mit ein wenig Verspätung los.

Da ich noch immer nicht ganz von dem Konzept überzeugt bin, dass es funktionieren wird, wenn das Publikum bei 15 Grad auf dem Platz steht und mir zuhören soll, kündige ich an, wir werden das wie in der Schule machen, wenn der Lehrer nicht zur Stunde auftaucht: Wir hauen einfach etwas früher ab. Also lese ich eine halbe Stunde, auch wieder aus dem Roman „Das seltsame Verschwinden des Peter Weniger“ was mir wirklich viel Freude macht, und überlass es den Leuten, die mittlerweile zahlreicher geworden sind und sich teilerweise auf den Platz gesetzt haben oder sich wie bei einer Stadtführung um mich gruppieren, ob ich noch eine Geschichte lesen soll. Gut, soll ich, also mach ich das mit Freude, denn langsam gefällt mir das hier, gefällt mir vor allem die Aufmerksamkeit der Zuhörer.

Dann wieder Unterhaltungen, die genau das machen (unterhalten), ebenso wie das Gespräch mit Nikola aus dem Organisationsteam. Zeit für ein wenig Austausch von Erfahrungen, und schön, nun ein Gesicht zur Emailadresse zu kennen.

Nachdem ich durch die Altstadt zu den Bühnen gestreift bin und anderen Künstlern zugehört habe, geht es zur letzten Station, den Lamm-Lichtspielen. Stefan Drücke, mein Partner in Crime, stößt dazu. Wir organisieren uns, bereiten die üppige Bühnenshow vor und ich freue mich darüber, Menschen im Publikum zu sehen, die mir vom Theaterinnenhof gefolgt sind, ebenso wie andere wieder auftauchen, die schon bei der ersten Lesung waren.

Und so wird die Late Night mit Stefan der runde Abschluss, den ich mir für den Tag wünschen kann. Wir sehen erstmals Stefans Film zu Peer Gynt, danach lesen wir eine Geschichte aus zwei Perspektiven, bevor ich „Feedback“ vortrage, die Erzählung, die sich Stefan gewünscht hat. Am Schluss kommt noch Stefan mit „Alle sollen es sehen“, die Erzählung, mit der ich den Tag im Quartiersbüro begonnen habe, und die mir besonders wichtig ist.

Den Tag beschließen wir dann (endlich) mit ein paar Bieren, wobei nur Stefans und mein Dopaminspiegel so richtig auf Feiern eingestellt ist. Aber es macht auch nichts, wenn wir die Zelte etwas früher abbrechen, ich bin voll mit Eindrücken und dankbar in diesem Jahr Teil von „Frei Borsteinkante“ gewesen zu sein. Im nächsten Jahr will ich mich wieder anmelden, das nehme ich mir jetzt schon vor.

Und ja, natürlich hatte ich zu viel eingepackt.

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