Von wie vielen Veranstaltungen und deren Absagen mussten wir in den vergangenen Monaten lesen? Um es kurz und schmerzlos zu machen: Auch das Konzert mit Lesung oder die Lesung mit Musik im Redoutensaal unter dem Titel „Jüdisches Leben in Erlangen: Erinnerung in Klezmer“, die am 12. November hätte stattfinden sollen, wurde – wie zu erwarten – abgesagt und der Kartenverkauf gestoppt.
Momentan wird geklärt, ob es einen Nachholtermin geben oder der Kartenverkauf rückabgewickelt werden soll. Ein konkreter Termin ist im Gespräch, aber ob dieser zustande kommen wird, wird erst entschieden.
Damit endet der schmerzlose Teil.
Natürlich reihe ich mich nur als Partikel ein in eine ganze Branche, die unter der aktuellen Lage besonders stark zu leiden hat, und persönlich befinde ich mich in der privilegierten Lage, dass mich die Absagen, im Gegensatz zu so vielen anderen, nicht in meiner Existenz bedrohen. Die Situation von Künstlern, Bühnenarbeiten, Technikern, Verkaufsbüros, Veranstaltern, der kleinen und großen Bühnen, Clubs und Pubs, unzähligen Menschen und Einrichtungen, die sich der Kultur verschrieben haben und ihr Raum geben, ist besorgniserregend und zum Teil dramatisch. Konsumenten von Kultur vermissen einen Teil ihrer Lebensqualität, für die Anbieter geht es um platzende Träume und die Existenz.
Und auch wenn ich mich nicht in einer solch dramatischen Lage befinde, möchte ich doch ausdrücken, wie sehr ich diese und andere Absagen bedaure und was es für mich bedeutet (ungeachtet der Frage nach der Notwendigkeit der Maßnahmen). Denn natürlich liegt es auf der Hand, dass es Kulturschaffende verändert, wenn sie auf das verzichten müssen, wofür sie Kultur schaffen: das Publikum. Das ist bei mir nicht anders und nach dem Ausfall der beiden geplanten Lesungen im Studio im Mai und Oktober und keinen Auftritten seit Januar, merkt man sehr deutlich das Fehlen eines Element im Leben, das zumindest mich in meiner künstlerischen Arbeit stets befeuert hat.
Zurück zu Klezmer. Die Veranstaltung im Januar der Stadt Erlangen zum Gedenken an den Holocaust sollte Inspiration für zwei weitere sein. Einmal im März in ‚abgespeckter‘ Form im Theater Erlangen (abgesagt) und dann eben diese, größer angelegte im Redoutensaal. Das Erlebnis der ersten Veranstaltung hat mich sehr berührt und hallt in mir immer noch nach. Deshalb habe ich mich jetzt wieder auf die Musik und die Musiker gefreut, auf die Texte, die Erinnerung und die Botschaft, und auf das Gefühl, das ich im Januar hatte und das, entsprechend der Rückmeldungen, auf die Zuhörer übergegangen ist. Leider werden wir 2020 darauf verzichten müssen, aber dafür lege ich mir wieder einmal die CD der SwingingKlezMen ein.
Das Bild zu diesem Blogeintrag zeigt das Trio wie in der Online-Ankündigung, hier ein Auszug aus dem Text:
Mit dem Projekt »Jüdisches Leben in Erlangen – Erinnerung in Klezmer« vermitteln sie [die »SwingingKlezMen«] mit dem Autor Oliver Graf im Wechsel von Konzert und Lesung jüdische Geschichte auf andere Art: Eigens für diesen Abend haben sie Jakob Herz das Stück »denk mal« gewidmet und stellen es in ihre Reihe musikalischer Stolpersteine, sind doch die Person und das Nachleben des Erlanger Ehrenbürgers Jakob Herz für diese Geschichte beispielhaft.
Am 12. November 2020 bringen die SwingingKlezMen Kompositionen zur Aufführung, die zwischen den Stimmungen, Zeiten und Städten pendeln. Oliver Graf und die Klezmen Sebastian Geyer, Leo Breuer und Simon Steinberger »erzählen« Geschichte auf ihre Weise, um dem Erinnern seinen Platz in unserer Gegenwart zu geben.
… oder eben leider doch nicht.
Passt gut auf euch auf!