Es war nur ein Gedanke, den ich dem Protagonisten in einer meiner neuen Erzählungen in den Mund gelegt habe. Der Mann, ein alternder Philosoph oder doch nur ein philosophierender Kauz, sammelt Ideen, sammelt Sätze, die ihm in den Sinn kommen und die es ihm wert sind aufgehoben zu werden. So wie diesen hier:
An jenem Tag, an dem die Wälder die Herrschaft über die Erde übernahmen, verzichteten sie darauf, Städte für Kohle zu roden. Sie waren nicht besonders nachtragend.
Dabei ging es in der Erzählung nicht um Umweltschutz oder globale Veränderungen, nicht um Wälder oder Braunkohleabbau, sondern um Liebe.
Dennoch, der Gedanke des alten Mannes schwingt in mir nach. Ist er Ausdruck des Wunsches nach rücksichtsvollem Umgang mit der Natur, die wir für unseren Konsum unterwerfen und ausbeuten, oder ist er einfach nur naiv? Schreibt mir doch, was euch bei dem Satz des Kauzes durch den Kopf geht! Ich würde mich freuen.
Natürlich ist mir dieser Gedanke im Zusammenhang mit den Ereignissen um den Hambacher Forst gekommen. Ereignisse, die mich seit geraumer Zeit beschäftigen und die ich als symptomatisch für unsere Gesellschaft erachte. Wir wissen um die Nachteile der Kohle und wollen Wälder dafür opfern. – Aber es passt ins Bild! Wir wissen um die Auswirkungen des Verkehrs, trotzdem zelebrieren wir unverändert unsere Autokultur. Wir bekommen die Konsequenzen unseres Konsums vor Augen geführt und verschließen sie davor, ändern kaum unser Kaufverhalten. Wir greifen zu! – Obst in Plastikschalen, Fast Fashion, Palmölprodukte ohne Ende, Bioplastik in allem Möglichen, die Fahrt mit dem Wagen zum Bäcker ums Eck, Fleisch aus Massentierhaltung, Klopapier aus dem Internet … die Liste ist schier unendlich. Wir wollen mehr und mehr und kümmern uns wenig darum, welchen Schaden wir durch unser Konsumverhalten anrichten. Ist ja alles schön verpackt.
Wir pendeln zwischen Taubheit gegenüber dem Thema und Opferrolle, von wegen der Einzelne kann ohnehin nichts ändern. Es mag schon sein, dass der Einzelne nicht die Welt aus ihren Fugen bewegt (wobei Ausnahmen die Regel bestätigen), aber persönlich will ich mir nicht vorwerfen, es nicht versucht bzw. meinen Betrag geleistet zu haben.
Das hört sich unheimlich moralisch an, ich weiß, und ich versuche meine Umwelt nicht allzu sehr damit zu nerven, aber vielleicht ist der 1. Dezember ein guter Anlass dazu, noch einmal über das eigene Konsumverhalten nachzudenken?
Der Startschuss für den vorweihnachtlichen Kaufrausch wurde am Black Friday abgegeben, für mich ein Tag, sich nicht nur über uns zu wundern, sondern sich auch ein wenig zu schämen. Und ab heute werden wir mit Statistiken bezüglich der Kauflaune und den Umsatzzahlen des Weihnachtsgeschäftes versorgt, und – missversteht mich nicht! – ich bin selbst kein Asket, gönne jedem sein Geschenk und den Menschen in den Läden ihren Lohn, aber ich wünsche mir Zahlen, die unsere Vernunft ausdrücken und nicht unsere ständige Jagd nach billiger und mehr.
Einfach bisschen weniger, einfach ein bisschen lokaler, einfach ein bisschen bewusster. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.
In diesem Sinne: Eine besinnliche Vorweihnachtszeit!
Oliver