Normalerweise steht an dieser Stelle ein kurzer, einleitender Text zur Erzählung des Monats. Diesmal ist das anders, weil mir das Thema der Kurzgeschichte „Die Epidemie“ besonders wichtig ist. Bitte nicht missverstehen: Mir liegen meine Texte immer am Herzen und wenn ich allmonatlich eine Erzählung online stelle, ist das jedes Mal ein spannender Moment. Die Intention meiner Kurzgeschichten ist es, auf literarischem Niveau Emotionen zu wecken, zu unterhalten und einen anderen Blickwinkel zu vermitteln. Immer mit Inhalten, die mich persönlich bewegen.
„Die Epidemie“ geht ein Stück darüber hinaus.
Verfasst habe ich den Text als Beitrag zum Utopien-Fest 2017 des Theater Erlangens. Es geht darin um die Ausbeutung der Erde zum Zweck der Befriedigung unserer Bedürfnisse, die das normale Maß aus meiner Sicht häufig übersteigen, und um unsere entsprechende Ignoranz der Umwelt gegenüber. Seien es die Auswüchse der Lebensmittelproduktion im allgemeinen oder die Massentierhaltung im speziellen (wie viele mediale Sommerlöcher wurden und werden mit Lebensmittelskandalen gestopft und letztlich, nach einem kurzen Aufreger, geht es weiter wie bisher?). Oder sei es die Demonstration unseres Individualismus durch den Autowahnsinn (wann wird im Zuge von Abgasskandalen endlich davon gesprochen, generell weniger individuell zu fahren, auf ein Auto zu verzichten bzw. echte Alternativen zu bieten?). Seien es die zahlreichen Industriezweige (allen voran Textil und Elektro), die Shoppingcenter mit ihren Produkten fluten und uns suggerieren ohne das Neueste nicht mehr leben zu können („The True Cost“ ist einer der Filme, den sich meines Erachtens jeder einmal vor dem nächsten Kaufrausch zu Gemüte führen sollte). Wir pressen die Erde und die Billiglohnländer aus und wundern uns dabei über unumkehrbare Umweltschäden, Klimawandel (okay, bis auf das Goldhaupt im Weißen Haus, der ignoriert ihn) und riesige Migrationsströme von Menschen und wir weigern uns, die Ursachen anzuerkennen.
Meines Erachtens trägt jeder einzelne von uns zu den Ursachen mit bei: das neue Tablet, die Fernreise nach Singapur, die tägliche Autofahrt zum Büro, der fette Kühlschrank, die drei neuen T-Shirt-Schnäppchen, das billige Schnitzel, das dritte Paar Stiefletten, das eingeflogene Angus-Rind, das neue Smartphone und … und … und. Es geht um unseren Konsum. Natürlich sind auch Konzerne und Banken mit ihm Spiel, die das alles ermöglichen, aber tun sie es nicht auch deshalb, weil wir es fordern bzw. es uns anerzogen wurde es zu fordern? Natürlich werden wir manipuliert und zum Konsum animiert, so läuft das Spiel nun mal. Wir haben nur unsere diesbezügliche Mündigkeit ein gutes Stück weit aufgegeben. Und natürlich trägt auch die Politik eine Teilschuld. Eine Politik, die es nicht wagt (gegen unseren Widerstand und gegen ihren eigenen Vorteil) Reformen durchzuführen, wie kostengünstige Verkehrsmittel als echte Alternative zum PKW (Frage: Warum klappt das in Wien?), Konzerne zu zwingen, ökologisch zu produzieren, Banken zu regulieren usw. usf. Stattdessen wird in der Vorzeigedemokratie der Welt (oder zumindest in jener, die sich dafür hält) ein (zurückhaltend ausgedrückt) Ignorant und Populist gewählt, der mit der Einhaltung kurzfristiger Versprechen den langfristigen Schaden, den er anrichtet, maximiert.
Aber damit nun genug meines persönlichen Befindlichkeitsstriptease. Es soll auch nicht zu sehr von der Kurzgeschichte abgelenkt werden.
Insofern: Anregende Unterhaltung mit der Erzählung des Monats September 2017 – „Die Epidemie“! … und da es sich um reine Fiktion handelt und die beschriebenen Vorgänge niemals eintreten werden, liegt es an uns …