Man könnte es dem Disney Konzern durchaus übel nehmen, den Begriff des „magischen Moments“ für sich vereinnahmt zu haben. Zumindest Seher von DVDs der Entertainment-Maschinerie kennen die Belegung des Begriffs. Haben ihn unzählige Male verfolgt. Samt der während des Jingles rieselnden Glitzersternchen.
Und dann erlebt man einen solchen „magischen“ Augenblick tatsächlich. Und man befindet sich dabei weder in der Nähe eines Bildschirms, noch rieselt es silbern vom Himmel. Es passiert – ganz real.
Selten sind diese Momente. Sie packen einen, heben aus dem Alltag und lassen kurzfristig die Welt vergessen. Sie kommen plötzlich. Unangekündigt. Unerwartet. Und das ist das Entscheidende. Man rechnet nicht damit und dann passiert es. Und es ist schön.
Gestern war so ein Moment.
Es begann (bei uns) während des Abendessens mit der Familie. Die Luft auf Terrasse sommerlich lau. Heitere Stimmung. Erholsam. Man fühlt sich geborgen. Dann diese Musik, die von der Straße kommt. Klavier. Ruhig und dennoch verführerisch. Tanzende Lichter. Menschen mit Masken und Kostümen, auf Stelzen, mit riesigen Ballons über den Köpfen und Lichterketten. Hört sich kitschig an? Mag sein. Vielleicht ist es auch nur die Beschreibung. Wie wenn man eine Pointe erzählt und dann feststellt: „Du hättest dabei sein müssen.“
Jedenfalls ist der Zauber übergesprungen. Wir sind nach unten geeilt. Die Menschen auf der Straße sind stehen geblieben, haben aufgehört durch die Fußgängerzone zu treiben. Kameras wurden gezückt, Filme und Fotos gemacht. Kinder für Schnappschüsse mit den Künstlern hochgehoben. Verzückte Gesichter. Glänzende Augen.
Querende Autos steckten fest. Fahrer mussten sich gedulden. Für den Augenblick kam alles zum Erliegen. Und alle staunten.
Es war ein magischer Moment. Geschaffen von einer Gruppe Menschen lediglich zu dem einem Zweck: magisch zu sein. Und nichts anderes. Kein Interesse an Geld. Kein Marketing. Kein Hintergedanke. Es ging einzig darum, Menschen zu berühren. Sie zu verzaubern.
Ein wenig hat mich die Kraft, die Freude daran erinnert, wenn bekannte Musikbands plötzlich irgendwo auftauchen und für die Leute auf der Straße spielen. Auch wenn man Kommerz als Motivator für solche Aktionen unterstellen kann, mich hat diese Spontanität und die Euphorie, die sie auslöst, stets beeindruckt. Und die Auswirkungen. „Rock’n’Roll stops the traffic“ hat eine Band im Rahmen eines solchen Konzerts auf Brückenpfeiler gesprayt und damit vielleicht ansatzweise versucht, die Kraft zu vermitteln, die solche Aktionen bewirken können.
Ich bin dankbar dafür, dass meiner Familie und mir der Zufall gestern einen solchen magischen Moment beschert hat. Der Zufall – und die Menschen hinter Teatro per caso.
– Und falls aufmerksame Skeptiker jetzt feststellen, dass die Aktion ja doch „ohne Hintergedanken und Marketing“ stattgefunden hat: Stimmt schon. Den Namen der Gruppe hat meine bessere Hälfte nur durch sehr viel Eifer herausgefunden. Und irgendwie habe ich durch den Blogeintrag und die Nennung der Gruppe die Hoffnung, einen Teil des Gefühls zurückgeben zu können.
Foto: Fotografschaft Erlangen