Lügenpresse!

Ja, ja, die „Lügenpresse“. Sie sollte es durchaus einmal Wert sein, auf den Prüfstand gestellt zu werden. Denn es gibt sie, die Lügen in der Presse. Absichtliche, freche Lügen! Zum Beispiel von Sascha Lobo, Blogger, Journalist und Schriftsteller; vor allem bekannt geworden durch seine Kolumnen im Spiegel. Herr Lobo hat bereits im Oktober ein besonderes Buch rezensiert: „Cybris“ von Carol Felt. Der Haken dabei: Das Buch gibt es ebenso wenig wie die Autorin. Ein Fake also. Von hinten bis vorne erlogen.

Das Gespinst war aufwendig gewoben, samt gefälschten Internetseiten, Twitter-Account und Aufnahmen. Aber wozu? Anscheinend wollte Lobo mit der Aktion zeigen, „dass selbst hanebüchener Blödsinn als solcher nicht weiter auffällt, sobald er in einem etablierten seriösen Medium erscheint.“ Zur Frankfurter Buchmesse sollte das Geheimnis gelüftet werden.

So, das nennt man dann wohl ein Eigentor! Was schon die ganze Zeit auf der Straße skandiert wird, wurde auch noch vom „Lügensystem“ selbst bewiesen. Oder doch nicht?

Ein Hoax sollte es werden, eine Falschmeldung, die weiter und weiter getragen wird. Was hat sich Lobo, dieser Punk, dabei nur eingebildet? Welches Recht nimmt er sich – samt Spiegel – heraus, zu versuchen uns hinters Licht zu führen? Es war also ein Experiment. Aber es hat nicht geklappt. Bald gab es Journalistenkollegen, die an dem Wahrheitsgehalt zweifelten.

Als ginge es darum, die Selbstregulierung der Presse zu beweisen. Als ginge es darum, uns Medienkonsumenten zu zeigen, dass wir durchaus hinterfragen sollen, was uns vorgesetzt wird. Als unsere Pflicht.

Und dann gibt es auf der anderen Seite Untersuchungen, nach denen die Zahl jener Personen weiter ansteigt, deren wesentliche Informationsquelle Facebook  darstellt. Ein haarstäubendes Ergebnis. Man möchte annehmen, jeder Nutzer sozialer Medien begegne den Meldungen auf dem Netzwerk mit einer gesunden Skepsis. Aber im Gegenteil. Falschmeldungen, die jeder Grundlage entbehren und aus manipulativen Gründen kreiert wurden, werden geglaubt, geteilt und mit einem „Gefällt mir“ versehen.

Kein Problem? Vermutlich doch. Denn es wird eine „Wahrheit“ erschaffen und es fehlt das Korrektiv anderer. Selbst Claus Kleber musste sich bereits das eine oder andere Mal für irrige Meldungen oder wertende Kommentare entschuldigen. Aber auf Facebook fehlt diese Regulierung. Natürlich werden Korrekturen und Gegenkommentare verfasst und gepostet, aber die Mechanismen der Filterblase verhindern die Einsicht. Man bekommt mehr und mehr Informationen präsentiert, die ähnlich jenen sind, die man bereits positiv bewertet hat beziehungsweise die gleiche Quelle haben. Ungefälliges wird gefiltert. Es wird in der eigenen Suppe geschmort und der Tellerrand verschwindet in den nebeligen Weiten des Netzes.

Facebook ist nichts anderes als ein Stammtisch, ein Kaffeekränzchen. Es werden politische Meinungen vertreten und Rezepte ausgetauscht, Witze erzählt und Katzenbilder geteilt. Man regt sich auf über das, was dieser und jener gesagt hat, es werden Leute ausgerichtet und Tatsachen verdreht. Auf Biegen und Brechen. Und das mit einer unglaublichen Reichweite. Aber wenn der Stammtisch die hauptsächliche Informationsquelle darstellt, na dann gute Nacht.

Aber was ist das Fazit dieser Betrachtung? Für mich sind es drei Dinge:

Erstens, wie Lobos Rezension und die unaufgeregte Reaktion darauf zeigt, ist die selbstregulierende Kraft der Medien durchaus intakt. Eine Notwendigkeit, denn der Bedarf an Ethik, Eifer und Verantwortungsbewusstsein von Journalisten ist ungebrochen.

Zweitens sind wir als Nachrichtenkonsumenten gefragt, nicht alles einfach hinzunehmen und vielleicht eine zweite oder dritte Meinung einzuholen. Denn auch wenn sich die Ansicht auszubreiten scheint, dass ohnehin alle „offiziellen“ Medien gesteuert sind und nur voneinander abschreiben, kann man sich informieren und hinterfragen.

Und drittens – banal und trotzdem der Betonung wert –, Facebook ist und bleibt ein soziales Medium und stellt keine seriöse Nachrichtenquelle dar.

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