An Heiligabend sitze ich jetzt also, nach dem Gang zum Bäcker, morgens bei meiner Tasse Kaffee und genieße die Ruhe und die Tatsache, dass wir heute keinen Stress mehr haben. Und mit jedem Schluck aus der Tasse werde ich irgendwie noch zufriedener. Und dankbarer.
Beim Gedanken an meine Familie und die Liebe, die ich für sie empfinde, muss ich unweigerlich lächeln, Freunde sehe ich bald wieder – einige davon heute –, es ist mollig warm und ich kann mir gleich noch eine Tasse Kaffee machen – wenn ich Lust dazu habe.
Ich bin dankbar dafür, nicht an einem der Krisenherde der Welt geboren oder vom Schicksal dorthin gespült worden zu sein. Ich freue mich in einem Land zu leben, in dem jeder seine Meinung sagen und nach seiner Veranlagung glücklich werden kann. Ich freue mich, nicht in einem Staat leben zu müssen, wo die Grenze zwischen Machthabern und Terroristen verschwindet, wo Toleranz ein Schimpfwort und Freiheit eine unbedeutende Worthülse ist, oder wo vielleicht Weihnachten kurzerhand verboten wird.
Ja, ich lebe in dem Luxus, mir keine Gedanken machen zu müssen, wo mein Frühstück herkommt, wo meine Lieben gerade sind, warum von zweihundert anderen in der Turnhalle Untergebrachten mindestens ein Drittel schnarcht … Tausende Dinge, von denen ich unbelastet bin, und wodurch ich erst die Möglichkeit bekomme, mir Gedanken über Kunst, Kultur, den globalen Fußabdruck, Tierschutz oder soziales Engagement machen zu können.
Vielleicht ist das mein Sinn von Weihnachten: die Ruhe, die Familie, die Dankbarkeit. Durchatmen. Mich umsehen. Den Augenblick genießen. Zufriedenheit.
In diesem Sinne wünsche ich euch allen schöne, stressfreie und erholsame Feiertage!
Bild: Weihnachten 1977.