Manche Fragen werden mir relativ häufig gestellt. Eine, die ich immer wieder höre, ist: „Wann kommst du eigentlich zum Schreiben?“
Die Antwort darauf ist immer die gleiche: „Nachts“, auch wenn das nur mit Einschränkungen zutrifft.
Es stimmt schon, dass wenn ich schreibe, ich dies nachts erledige, aber leider komme ich momentan kaum dazu. Das war früher, vor dem ersten doch etwas Buch anders.
Neben den Dingen des Alltags, die sich etwas verschoben, in ihrer Quantität aber vermutlich nicht groß verändert haben, erweist sich der organisatorische Aufwand rund um die Bücher, Lesungen etc. als durchaus zeitraubend. Nicht dass es keinen Spaß macht! Ich könnte ja aufhören, wenn ich wollte.
Dennoch wird dadurch ein Stück des täglichen Zeitkuchens geklaut. Die Hoffnung, dass der Tag irgendwann endlich öfter als nur einmal pro Jahr mehr als 24 Stunden bekommt, bleibt erhalten, aber darauf zu warten scheint wenig zielführend.
Da sich aber weder die Ideen noch die Lust am Schreiben durch Banalitäten wie Zeit, Stress und Schlafmangel beseitigen lassen, muss eine Lösung her.
Deshalb bin ich schon seit längerem auf der Suche nach einem Ausweg; einem Refugium, in das ich mich für eine Weile zurückziehen kann, um lediglich eines zu tun: um zu Schreiben! Die „Fluchtideen“ reichen vom Schweigekloster bis zur einsamen Almhütte. Nur hat sich die Möglichkeit dazu nie ergeben. Bis jetzt!
Denn bald werde ich mich für eine Woche in meine Klause verdrücken, auch wenn sie deutlich belebter sein wird, als erwartet: Wien, meine alte Liebe.
Nebel und windige Straßen. Beisl und unfreundliche Kellner. Melange statt nur Kaffee. Zerknautsche Caféhausgemütlichkeit. Alles und immer mit Laptop oder Notizbuch. Kulturelle Druckbetankung in Museen, im Theater, am Würstelstand. Alles was ich vermisst habe. Alles was sich verklärt hat. Fröhliches Wiedersehen zwischen mondäner Einsamkeit. Ich selber ein Schwamm mit kreativem Ausgang. So stell ich mir die Woche vor.
Jedenfalls bin ich sehr gespannt, was bei diesem „Experiment“ herauskommt. Vielleicht wird es auch ganz anders und ich schreibe nicht eine Zeile. Blockade total. Dann habe ich es wenigstens versucht. Aber ich bin ohnehin optimistisch: Der Kopf ist voll von Dingen, die zu Papier gebracht werden wollen. … und Wien darf mich dabei ruhig beeinflussen.