Bild: Kärntner Bildungswerk
Stimmt. Schon vor einiger Zeit hatte ich die Preisverleihung zum Literaturwettbewerb wortreich 2019 angekündigt und über die Einladung nach Kärnten berichtet. Am 30. November war es soweit (und fragt mich bitte nicht, warum ich erst jetzt darüber schreibe).
Anreise mit Zug und – weil die Strecke über den Tauern gesperrt war – mit Bus nach Faak am See. Nun kennt man Touristenorte, aber im Herbst, der tiefsten Nebenssaison bietet so ein Tausendseelendorf noch einmal ganz andere Facetten. Vor der Lesung bin ich einmal um den See gelaufen, an eingewinterten Cafés und Pizzerien vorbei, aber bei herrlichem Wetter konnte ich wunderbare Eindrücke sammeln.
Bei der Preisverleihung wurden fünf Texte von Autorinnen und Autoren aus Österreich und Deutschland gelesen. Mein Betrag zu dem Literaturwettbewerb unter dem Motto „Schatten & Licht“ trug den Titel „Wenn die Stille sich verändert“. Es war die Geschichte von Leni und Veith.
Wie ein Greis schleppte sich das erste Sonnenlicht des Tages über den Hang. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das Glitzern auf den tauschweren Wiesen die Hütte erreichte. Wandertouristen hätten das Naturschauspiel bestaunt, aber Veith war es egal. Er saß auf der Bank, einen Becher gewärmter Milch in der Hand, in den er einen Kanten trockenen Brots tunkte. Noch war es kühl, Veith trug seine zerschlissene Joppe, und er vermutete, es würde selbst im Laufe des Tages kaum wärmer werden.
[aus „Wenn die Stille sich verändert“]
Eine Geschichte über Liebe und Leben, über Tod und Einsamkeit, über Alltagsrassismus und die Freiheit in den Bergen. Wie das alles zusammenpasst? Nun, die Jury des Kärntner Bildungswerks war zumindest von dem Text soweit überzeugt, um mir den zweiten Platz des Wettbewerbs anzuerkennen.
Zufrieden bin ich wieder aus Kärnten abgereist, dankbar für Gespräche mit Menschen, die ich kennenlernen durfte, und – auch weil mein Vater und meine Schwester angereist waren, um mich lesen zu hören – werde ich die Tage in Faak am See in bester Erinnerung behalten.