Florenz ist eine großartige Stadt, deren kulturellen Schätze mindestens genau so bekannt sind, wie seine bauliche Schönheit oder die herrliche Lage am Arno. Neben all diesen Vorzügen (und vielen weiteren) verfügt Florenz aber auch über eine sehr lebendige Streetart-Szene. Fast an jeder Ecke findet man an Hauswänden oder auf Straßenschildern Kunst, die den Spaziergang durch die Stadt noch spannender gestalten.
Eine Szene mit einer Kreativität und Präsenz, der ich in Deutschland oder Österreich offen gestanden in der Form noch nicht begegnet bin. Mich hat das unglaublich neugierig gemacht und ich wollte mehr über diese Szene erfahren.
Zumindest vier unterschiedliche Künstler oder Künstlergruppen springen einem schon nach kurzer Zeit ins Auge:
Erstens (und er hat es mir besonders angetan) Exit Enter, der mit seiner bildlich poetischen Suche nach dem Herzen raffinierte kleine Bilder gestaltet, die sich in den Straßen der Stadt verstecken. Sehnsüchtig und melancholisch sind die Sujets und gerne hätte ich länger seine Spur verfolgt, aber mehr von dem Künstler gibt auf es Instagram.
Jedenfalls sind seine Bilder dazu angetan, kurz stehen zu bleiben, einen Gedanken oder zwei über unsere Bedürfnisse zu spendieren und mit einem Lächeln weiter zu gehen.
Interessant fand ich auch das Konterfei einer jungen Frau, das einem nicht nur in Florenz ernst, stolz und ein wenig traurig von zahlreichen Wänden entgegenblickt. Die Neugier packt mich, wenn ich auf jeder zweiten Hausecke das gleiche undurchdringliche Gesicht sehe. Was will sie mir sagen?
Das Gesicht erinnert an sozialistisch-revolutionäre Darstellungen, die die Galerie und Künstlergruppe Ache77 auch auf Instagram unter dem #câtmaireziști („so lange wie möglich“) propagiert. Ganz falsch war die Interpretation der politischen Motivation der Künstler oder zumindest die Anlehnung daran vielleicht nicht, aber der wahre Hintergrund der Botschaft blieb mir leider verborgen.
Freundlich, humorvoller, aber nicht minder präsent sind die Arbeiten von Clet Abraham. Überall in der Stadt finden sich die bearbeiteten Straßenschilder, die bereits international Aufmerksamkeit erregt haben. Vor allem das Schild „Einfahrt verboten“ hat es dem Künstler angetan und ist Quelle unzähliger Manipulationen. Ebenso aber auch die Richtungspfeile, die er bearbeitet. Eine Auswahl findet sich auf Instagram, in dem dazugehörenden Atelier und Verkaufsladen – und natürlich in den Straßen der Stadt.
Die Feststellung „Kunst kann schwimmen“ hat sich l‘ arte sa nuotare zum Markenzeichen gemacht.
Auch jenseits von Florenz findet man bekannte Gemälde in einer Unterwasser-Interpretation. Die Darstellungen sind vielleicht frech, vielleicht nicht immer gelungen, dennoch freut man sich, wenn man wieder irgendwo eines der humorvollen Bilder entdeckt.
Wie gesagt: Florenz hat viel zu bieten, die Streetart-Szene gehört für mich jedenfalls dazu. In diesem Sinne: Augen auf beim Stadtbummel!
Lieber Oli,
Nun habe ich, was ich sträflich vernachlässigt haben endlich nachgeholt und in der ruhigen Idylle von Bale deine Webseite durchstöbert
Geschichten gelesen die ich noch nicht kannte , und mich köstlich amüsiert über die Streetart in Florenz . Das hat Udine, Triest und co nicht zu bieten und wenn doch hat sich großartig vor uns versteckt.
Auf jeden Fall eine super Webseite
Herzlichen Dank für deine Mühen
Ich hoffe ihr seid gut wieder aus dem Urlaub zurückgekommen freue mich schon auf das nächste gemeinsame Bier im KW
Martin
Lieber Martin,
danke für deine Nachricht. Freut mich, dass du dir im Urlaub Zeit genommen hast, auf meiner Seite zu stöbern!
Zur Streetart: Manche Werke der Künstler haben wir beispielsweise auch in Pisa gefunden, aber darüber hinaus: Fehlanzeige. Scheint sich tatsächlich recht regional zu beschränken.
Bis bald im KW — oder sonst wo,
Oliver