Die Prophezeiung
Der Wetterbericht hatte also recht behalten. Ein Sturmtief wütete in der Stadt, beugte Äste und Sträucher und vertrieb die Menschen von den Straßen. Aber sie hatte dafür nur ein Lächeln übrig. Es kam ihr so nichtig vor, wie der Wind hier, unter dem Dach der Haltestelle, an ihrem Mantel riss. Es war kalt und der Regen ließ die Welt um sie herum in gleichmäßigem Grau verschwinden, als gäbe es nur dieses Wartehäuschen. Als wäre die Welt auf diesen Fleck geschrumpft, aber ihr war, als wollte sie platzen.
In der Erzählung des Monats Juni drehte sich also alles um eine Frau und das unermessliche Glücksgefühl, das sie empfindet, bis ein Mann in Erscheinung tritt, der trotz seines Lächelns düster und bedrohlich wirkt. Durch seine Prophezeiung bringt er ihr Glück vollends ins Wanken.
Beim Schreiben der Geschichte hatte ich für den männlichen Part Christoph Waltz vor Augen. Durch seine Darstellung des Hans Landa in Tarantinos „Inglourious Basterds“ hat die grinsende Bösartigkeit für mich eine nahezu unbegreifliche Größe erreicht.
Die Resonanz auf die Geschichte war groß – dafür möchte ich mich herzlich bedanken – und ich würde mich freuen, wenn auch die Erzählung des Monats Juli „Nicht ein Emoji“ ähnlich viel Zuspruch bekäme. Wie immer: viel Spaß beim Lesen!
© Text: Oliver Graf, Foto: Fotografschaft Erlangen
Eine sehr intensive Geschichte! Verursacht bald Herzklopfen, man fragt sich,was passieren wird und wird nicht enttäuscht. Echt Oliver Graf
Das is ja schräg!! Unerwartet!
……….ein perfekter Spannungsaufbau und dann dieser Schluß
Als ob man das Talent seiner Mutter, der Malerin, in veränderter Form erben könnte: der Autor versteht es, mit Worten zu malen, sodass man die Protagonistin förmlich sieht!
Ich bin einverstanden mit Friederike. Diese Erzählung ist ähnlich zu einem Bild, das man darüber nachdenken lässt, was vor- und nachher dem passiert, was auf dem Bild gemalen ist.
Mir hat es gefallen.