Nicht ein Emoji
Tim starrt aufs Display. Wartet, bis der Bildschirm dunkel wird, dann beginnt er zu zählen. Einundzwanzig. Zweiundzwanzig. Dreiundzwanzig. – So, wie sie als Kinder versucht haben, die Entfernung des Gewitters zu bestimmen. – Fünfundfünfzig. Sechsundfünfzig. – Pferdefuß beim Einmaleins. Grundschule. Wird er nie vergessen. – Zweiundsiebzig. Dreiundsiebzig.
Bei Siebenundachtzig gibt er auf und streicht über das Smartphone. Nichts. Wie erwartet. Er weiß auch, dass er keine Nachricht bekommen haben kann. Ansonsten hätte dieses Dreckstelefon vibriert. Dennoch öffnet er noch einmal all seine Kanäle in die sozialen Medien. Nichts. Keine einzige Mitteilung. Nicht einmal eines von diesen bescheuerten Emojis grinst ihm irgendwo entgegen.
… Das war der Beginn der Erzählung des Monats Juli. Sie hat von Tim und seiner Schwerenot in Zeiten von Smartphones und sozialen Medien gehandelt. Mir hat die Geschichte sehr viel Spaß gemacht, ich hoffe euch ebenso, auch wenn die Resonanz auf der Webseite hinter jenen der vorigen Monate zurückgeblieben ist. Sommerloch? Bislang wurde „Nicht ein Emoji“ bei einer Lesung dargebracht, aber es wird sicherlich nicht das letzte Mal gewesen sein.
Wieder einmal geht mein Dank an alle, die die Erzählung gelesen haben. Ich freue mich über die Besuche meiner Webseite und die Reaktionen auf den Text, sei es durch einen Kommentar, eine Nachricht oder ein „Gefällt mir“.
Viel Spaß im August mit der neuen Erzählung „Schuld“.
© Text: Oliver Graf, Foto: Fotografschaft Erlangen
Sehr schön geschrieben!! So…real.. Bis auf das Ende. Das kommt leider nicht so häufig vor-.-
Freu mich auf deine nächste!
Ich schließe mich jetzt einfach dem Kommentar von Anonymous an. Allerdings bin ich eher von der Sorte Mensch, die an ein glückliches Ende hofft und glaubt. Also die Möglichkeit, dass Wünsche wahr werden und Träume in Erfüllung gehen. Daher bin ich mit dem Ende sehr, sehr einverstanden